Am Anfang steht die Diagnose

Diagnose

Diagnose

Wirksame Behandlung ist nur dann möglich, wenn die Erkrankung genau bekannt ist. Das bedeutet, dass zunächst eine detaillierte Diagnose nach den Kriterien der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft erstellt werden muss. Ob die Kriterien der jeweiligen Kategorie erfüllt sind, lässt sich nur in einem ausführlichen Gespräch zwischen Arzt und Patient über die Symptome herausfinden.

Zudem müssen selbstverständlich die gesamte Krankengeschichte des Patienten untersucht und eine allgemeine sowie eine neurologische Untersuchung vorgenommen werden. Dies ist die Basis für ein Vertrauensverhältnis zwischen dem Patienten und dem behandelnden Arzt: Wenn der Patient sich und seine Erkrankung ernst genommen fühlt, wird er auch bereit sein, aktiv an der Vorbeugung teilzunehmen. In einem zehnminütigen Gespräch ist dies verständlicherweise nicht zu erreichen.

Meist mehr als ein Kopfschmerz

Im typischen Fall leidet der Patient nicht nur an einer, sondern an zwei oder gar mehr Kopfschmerzformen. Aus diesem Grunde muss der Patient wissen, welche Kopfschmerzform er spezifisch mit welcher Maßnahme behandeln soll. Der Kopfschmerzpatient muss in die Lage versetzt werden, auch außerhalb der Praxis ohne Arzt die empfohlene Therapie bei der jeweiligen Kopfschmerzform einzusetzen.

Aus diesem Grund muss nicht nur der Arzt die diagnostischen Kriterien der unterschiedlichen Kopfschmerzerkrankungen kennen, sondern auch der Patient. Dazu muss der Patient einen Kopfschmerzfragebogen, Kopfschmerzkalender, Informationsmaterial sowie eine Liste mit Patientenratgebern an die Hand bekommen. Ideal ist auch ein Behandlungspass, der über die Merkmale der wichtigsten Kopfschmerzformen Auskunft gibt, einen Kopfschmerzkalender beinhaltet und auf den letzten Seiten die Möglichkeit bietet, die verschiedenen Therapievorschläge für die unterschiedlichen Kopfschmerzformen zu skizzieren.

Es ist unmöglich für den Patienten, alle Informationen über die verschiedenen Kopfschmerzformen und die jeweilige Behandlung in verschiedenen Situationen während einer Sprechstundensitzung zu verstehen und sich zu merken. Aus diesem Grunde muss der Arzt dafür sorgen, dass schriftliche Aufzeichnungen während der Sprechstunde gemacht werden, die der Patient dann mit nach Hause nehmen kann.

Bloß kein Diagnose-Zickzack

Ein häufiger Fehler in der Migränetherapie ist leider, dass der Patient über seine Diagnose verunsichert wird. Denn viele Ärzte leiten während des Behandlungsverlaufes wiederholt weitere diagnostische Maßnahmen ein. Dann werden zum Beispiel nochmals die Nasennebenhöhlen, die Augen, das Kiefergelenk oder die Halswirbelsäule untersucht. Der Patient merkt dann natürlich sofort, dass der Arzt sich in seiner Diagnose nicht sicher ist, da er ja sonst keine weiteren Untersuchungen mehr bräuchte. Die Motivation eines Patienten, sich auf therapeutische Maßnahmen einzulassen – die ja offensichtlich auf unsicherem Boden stehen – ist aber logischerweise gering. Entweder man hat Migräne oder man hat keine Migräne. Arzt und Patient müssen sich deshalb vor Beginn der Therapie festlegen und dann einen konsequenten Weg einschlagen. Änderungen sind erst dann gerechtfertigt, wenn sich neue Kopfschmerzmerkmale ergeben.

Die Diagnose der Migräne

Bereits erläutert habe ich Ihnen die Hauptformen der Migräne: Die Migräne mit und ohne Aura. Angesprochen wurde bereits, dass es Fälle gibt, in denen die Aurasymptome länger dauern als gewöhnlich und somit in die Kopfschmerzphase hineinreichen. Auch dass die Migräne ganz ohne Kopfschmerz und nur mit Aurasymptomen verlaufen kann, wissen Sie nun. Bevor Sie etwas über weitere Migräneformen erfahren, lassen Sie mich aber noch etwas Grundsätzliches dazu sagen.

Diese Einteilung in „Schubladen“ ist der Versuch, ein so vielfältiges Krankheitsbild wie die Migräne diagnostisch in den Griff zu bekommen. Doch wir sollten uns dabei stets vor Augen halten, dass die Migräne sich überhaupt nicht um die Einteilung schert. Mit anderen Worten: Die hier gezogenen Trennlinien sind in der Realität der Erkrankung so nicht vorhanden. Sie verwischen an den Rändern, werden unscharf, überlappen einander. Die Migräne aus dem Lehrbuch bzw. der Klassifikation der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft ist ein hilfreicher Setzkasten für Diagnosen, nicht die Natur selbst. Die „Bilderbuch-Migräne“ muss stets am Erleben der Patienten gemessen werden, nicht umgekehrt.

Unter diesem Link finden Sie die aktuelle Klassifikation der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft in der aktuellen zweiten Auflage.

Die einzelnen Migräneformen finden Sie hier

Wenn Sie selbst betroffen sind, sollten Sie einen diagnostischen Kopfschmerzkalender führen. Wenn Sie dies gewissenhaft tun, können Sie Ihre Kopfschmerzform fortlaufend bestimmen und mit Ihrem Arzt diskutieren.

Rückwirkend können Sie Ihre Erfahrungen in den diagnostischen Kopfschmerzfragebogen eintragen. Er hilft Ihnen dabei, herauszufinden, ob Sie unter einer Migräne oder Kopfschmerzen vom Spannungstyp leiden.